Interview:
Microsoft: Female Power von Rafaela Artner.
Rafaela Artner
Microsoft Account Executive I icons 2011 – 2013
Hallo Rafaela! Es freut uns sehr, dass du Teil unserer Success Stories bist. Möchtest du dich uns kurz vorstellen?
Ja, gerne! Mein Name ist Rafaela, und ich war von 2011 bis 2013 bei icons. Nach meinem BWL-Bachelor und -Master und einigen Praktika in Banken und Unternehmensberatungen, habe ich meine berufliche Laufbahn im Consulting gestartet. Nach einer Weile habe ich erkannt, dass ich eigentlich lieber eine andere Branche ausprobieren möchte. Dank einiger Freunde von icons habe ich schließlich 2017 den Weg in die Tech-Branche gefunden und war seitdem bei Google Ads und Google Cloud in Dublin und Wien tätig. Im Februar diesen Jahres bin ich zu Microsoft gewechselt, wo ich als Account Executive arbeite.
Du hast bereits erwähnt, dass du von 2011 bis 2014 bei icons warst. Kannst du uns ein wenig über deine Zeit bei icons erzählen?
Als mir ein Freund aus der WU Top League im Frühling 2011 zum ersten Mal von icons erzählte, wusste ich sofort, dass ich dort unbedingt dabei sein wollte. Noch im Herbst desselben Jahres bin ich zu icons gestoßen und wurde direkt mit meinem ersten Projekt herausgefordert. Meine Aufgabe bestand darin, große Beratungsunternehmen wie McKinsey und Accenture dazu zu bringen, uns kostenlose Workshops anzubieten. Anfangs war ich skeptisch, ob dies überhaupt realisierbar wäre, aber wie sich zeigte, funktionierte es hervorragend. Im Jahr 2012 hatten wir monatlich eine Vielzahl bunter Workshops, die den Vereinsmitgliedern viel Freude bereiteten.
Nach diesem ersten Semester folgten für mich zwei Semester als Vorstandsmitglied. Danach war ich noch für ein weiteres Semester dabei und arbeitete an einigen Projekten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei ein Projekt mit einem österreichischen Glücksspielkonzern. Wir wurden beauftragt, in einer Studie herauszufinden, ob mobiles Glücksspiel Potenzial hat. Nachdem wir das Projekt ausgearbeitet hatten, war es mehr als deutlich, dass mobiles Glücksspiel ein großer Trend ist. Dennoch war der Kunde skeptisch und entschied, es nicht umzusetzen. Aus heutiger Sicht ein Fehler!
Rückblickend war meine Zeit bei icons wirklich berauschend. Ich habe enorm viel gelernt und hatte Zugang zu wertvollen Ressourcen, inspirierenden Menschen, faszinierenden Gesprächen und kreativen Ideen. Ich wurde herausgefordert und hätte viele Dinge wahrscheinlich nie in Erwägung gezogen, wenn es nicht bereits andere Leute von icons vor mir getan hätten. Zum Beispiel hätte ich mich ohne icons nie bei Google beworben. Zudem sind viele der Menschen von damals heute immer noch enge Freunde von mir.Es ist wirklich erstaunlich, wie sich mein Leben durch diese Zeit bei icons so positiv entwickelt hat.
Gab es in deiner icons-Zeit ein bestimmtes Schlüsselerlebnis, an das du dich bis heute erinnerst?
Ja, es gab dieses eine Erlebnis, an das ich seitdem oft denken musste. Es fand während eines Teambuildings statt, als wir mit den Vorständen aller drei Standorte in den üblichen Strategiegesprächen saßen. Zu dieser Zeit war ich die einzige Frau im Vorstand. Während der Diskussion über strategische Themen kam plötzlich der Gedanke in mir auf: „Was kann ich schon zu dieser Diskussion beitragen? Ich kümmere mich einfach darum, dass es allen gut geht!“ Ich stand auf, um kurz etwas zu erledigen, und als ich zurückkam, waren die anderen bereits in eine lebhafte Diskussion vertieft. Ich dachte, meine Aufgabe sei erledigt, und ich wollte den Tisch verlassen.
Doch dann schaute mich Henry Murray, ein Vorstandsmitglied mit dem ich damals zusammenarbeitete, entsetzt an und fragte: „Wo gehst du hin? Es wird gerade eine Entscheidung getroffen und du verlässt den Tisch?“ Seine Reaktion überraschte mich, und ich setzte mich sofort wieder hin. Von diesem Moment an bin ich gedanklich nie wieder von diesem Tisch aufgestanden. Es war ein echter Schlüsselmoment für mich, denn bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass ich mich nicht in der Position sah, aktiv an Diskussionen und Entscheidungen teilzunehmen.
Heute bin ich Henry unendlich dankbar, dass er mich damals mit diesem entsetzten Blick dazu bewegt hat, zu bleiben und meine Stimme zu nutzen. Seitdem habe ich gelernt, dass meine Meinung und Beiträge wertvoll sind und dass ich ebenso das Recht habe, an strategischen Diskussionen teilzunehmen und Entscheidungen mitzugestalten.
Wie du bereits anfangs erwähnt hast, bist du seit Anfang dieses Jahres bei Microsoft. Wie sieht deine Arbeit dort aus?
In meiner derzeitigen Position arbeite ich als Account Executive für den Healthcare Sektor. Eine meiner Hauptaufgaben besteht darin, ein Team von etwa 20 KollegInnen zu koordinieren, die an Projekten für die größten Kunden von Microsoft im österreichischen Gesundheitssektor arbeiten.
In dieser Rolle trage ich die Verantwortung für den Umsatz, den wir in diesem Sektor generieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es essentiell, eine enge und positive Beziehung zur Geschäftsführung unserer Kunden aufzubauen. Es ist mir wichtig, ihre strategischen Pläne und Ziele genau zu verstehen. Auf dieser Grundlage sorge ich dafür, dass mein Team und unsere ExpertInnen die relevanten Themen und Anforderungen der Kunden umfassend begleiten.
Was sind typische Projekte in deiner Arbeit? Mit welchen Themen beschäftigt sich die Healthcare Branche aktuell?
Ein zentrales Anliegen ist Security und der Schutz von Daten. Ein weiteres Schlüsselthema ist die Bewältigung des Fachkräftemangels in der Branche. Hier setzen wir auf technologische Unterstützung, um Prozesse zu optimieren und Mitarbeiter zu entlasten. Wir streben danach, innovative Tools und Technologien einzusetzen, die die Arbeitsabläufe vereinfachen und effektiver gestalten.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Healthcare Branche den Weg hin zu einem zeitgemäßen und effizienten Arbeitsumfeld beschreitet. Das bedeutet den Einsatz digitaler Kommunikationstools und Online-Kollaborationsmöglichkeiten, um die Effizienz und die Zusammenarbeit zu stärken.
Zwischen Reisen, Tauchen und Töpfern hast du einige sehr spannende private Interessen und Hobbies. Wie bekommt man so viele Sachen unter den Hut?
Ich bin sehr „conscious“, was mein Zeitmanagement angeht. Ich bin gut organisiert und strukturiert und halte alles in meinem Kalender fest. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist: ich habe keine Kinder, keine großen Verpflichtungen, arbeite keine 100 Stunden. Eigentlich will ich ein viel granulareres Setup. Es wäre noch toller, eine Portfoliokarriere zu haben: einen Konzernjob, eine Aufsichtsratsposition, ein bisschen unterrichten und vielleicht ein bisschen töpfern. Und dann würde man mal ein paar Monate diese ganzen Sachen wieder stilllegen und weg sein, bevor man dann irgendwann wieder zurückkommt… Gemessen an anderen Leuten, habe ich jetzt schon viel Flexibilität. Sie definieren Balance vermutlich anders für sich, aber ich hätte noch gern viel mehr Flexibilität.
Wir haben für dich auch eine etwas persönlichere Frage mitgebracht: Was treibt dich an?
Ich würde es jetzt nicht schaffen, ad hoc meinen Purpose zu formulieren, da bin ich auch noch ein bisschen auf Soul Searching. Ich glaube aber, was mich antreibt, ist der Versuch, ein glückliches Leben zu führen. Ich verwende viel Zeit darauf zu reflektieren, ob ich dieses glückliche Leben habe, das ich haben will. Ich denke, dass das nicht nur ein egoistisches Ziel ist, sondern dass glückliche Leute auch einfach andere Leute glücklich machen können und dass dann quasi so ein Ripple-Effekt hat. Ich bin derzeit zum Beispiel Mentorin von zwei Mentees und ich habe total Spaß daran, weil ich weiß, ich kann denen ein bisschen helfen und im Gegenzug lerne ich voll viel von denen. Dann ist das vielleicht so etwas, wo ich einerseits Happiness daraus ziehe, aber gleichzeitig vielleicht auch was Gutes zurückgeben kann, weil ich ja selbst auch irgendwie immer Leute hatte, die mir entlang meines Weges geholfen haben.
Wie würdest du dein Goal-Management beschreiben? Steckst du dir selbst Ziele?
Ja, auf jeden Fall! Ich tracke meine Ziele seit ungefähr 2011. Ich habe jährliche Ziele und Unterziele in verschiedenen Lebenskategorien und habe da total Spaß dran. Vor einigen Jahren habe ich eine Harvard Studie gelesen, die besagt, dass man um „x“ Prozent wahrscheinlicher ein Ziel erreicht, wenn man sich die Ziele überhaupt vornimmt. Wenn man das Ziel ausformuliert und auf einem Stück Papier aufgeschrieben hat, dann hat man sogar eine zwanzigmal höhere Chance, dieses zu erreichen. Da habe ich mir gedacht, was ist das für ein großartiger Return on Investment? Ich glaube, man überschätzt, was man in sechs Monaten erreichen kann und unterschätzt, was in fünf Jahren möglich ist.
Zum Abschluss möchten wir noch gerne von dir wissen, welche Tipps würdest du jungen Studierenden mit großen Zielen geben?
Zwei Punkte, die ich extrem wertvoll finde, sind „Limiting Beliefs“ und das „Board of Directors“. Limiting Beliefs, als Konzept der eigenen Glaubenssätze, die einen zurückhalten, war für mich total augenöffnend. Jede Minute, die ich damit verwendet habe, festzustellen, was mich denn eigentlich zurückhält und wie ich diese Glaubenssätze loswerden oder neu formulieren kann, war für mich total gut investierte Zeit.
Dass jeder ein Board of Directors braucht, habe ich selbst erst spät verstanden. Personen in seinem Leben zu haben, die man in gewissen Situationen zu Rate ziehen kann ist für mich voll wichtig. Dabei ist es egal wie oder wo man erfolgreich sein will, man braucht so ein Set an Ressourcen, auf das man zurückgreifen kann. Dieses Board of Directors verändert sich aber auch mit der Zeit und man muss proaktiv Ausschau halten nach Personen, die einem zur Seite stehen. Probleme kommen immer und es ist voll wichtig, dass man dann schon die Struktur hat, um diese anzugehen.