Interview:
silana: wie drei icons Alumni die Fashion Industrie revolutionieren.
Anton Wohlgemuth
Founder silana I icons 2019 – 2021
silana ist ein Wiener Robotik-Startup, das von den icons-Alumni Michael Hofmannthal, Anton Wohlgemuth und Michael Mayr gegründet wurde, um den Produktionsprozess in der Modeindustrie vollständig zu automatisieren. Ihr Roboter soll eine kostengünstige Produktion in Zentraleuropa ermöglichen und damit Herausforderungen der Branche, wie lange Vorlaufzeiten, transportbedingte sehr hohe CO2-Ausstöße und unmenschliche Arbeitsbedingungen umgehen.
Hallo Anton! Es freut uns sehr, dass du Teil unserer icons Success Story bist. Wir sind super gespannt, mehr über silana zu erfahren. Wie und wann hat eure Reise mit silana begonnen?
Die initiale Idee war es, den Designprozess von Mode näher zum Endkonsumenten zu bringen. Wir wollten ein Online-Toolkit entwickeln, durch das der Kunde im Webbrowser dreidimensional seinen Wunsch-Mode-Artikel kreieren und bestellen kann. Diese Idee kam von Michi Hofmannrichter, der bereits vor mir bei icons war. Michi Mayr ist schon vor mir in das Projekt eingestiegen, er hatte durch den Familienbetrieb seiner Eltern einiges an Erfahrung in der Modeindustrie. Michi Hofmannrichter hat mich schließlich wegen meiner Tech- bzw. Coding-Skills auf einem icons-Sommerfest gefragt, ob ich Lust hätte mitzumachen. Von da an haben wir an dem Projekt gearbeitet und viele Dinge ausprobiert, um unsere Idee zum Laufen zu bringen. Aber irgendwie hat es nicht so richtig funktionieren wollen.
Nach einem Jahr waren wir bereits tief in die Modeindustrie eingetaucht und haben uns gefragt, was denn die wirklichen Herausforderungen der Branche sind. Dabei sind wir auf das Problem gestoßen, dass es kostentechnisch fast unmöglich ist, in Europa zu produzieren. Dieses Problem wollten wir natürlich angehen und hatten die Idee, einen Roboter zu bauen, um Textilien in Österreich zu fertigen. Und damit hat unsere Reise mit Silana begonnen…
Bekanntlich ist die beste Idee nichts wert ohne das Team dahinter. Du hast angemerkt, du selbst hast Tech- und Automatisierungs-Hintergrund, was für Backgrounds haben deine Co-Founder?
Michi Hofmannrichter hat einen starken Strategy und Management Hintergrund und hat in diesem Gebiet auch seinen Master abgeschlossen. Außerdem hat er Erfahrung im Beteiligungsmanagement der Lenzing AG gesammelt und so auch bei einem nachhaltigen Faserproduzenten extrem viel Wissen aufbauen können. Michi Mayr kommt aus der Wirtschaftsrecht-Ecke, hilft uns aber noch viel mehr mit seinem Branchenwissen durch sein Familienunternehmen. Er hat eine starke Hands-On-Mentalität und ist sehr pragmatisch, der perfekte Typ für Operations.
Michaeal Hofmannrichter zusammen mit Anton Wohlgemuth
Ihr hattet also die Idee und habt schließlich beschlossen, dass ihr daran arbeiten wollt. Wie sah die Umsetzung dabei aus?
Als wir uns von unserer ursprünglichen Idee abgewandt und die Entscheidung getroffen haben, einen Roboter zu entwickeln, haben wir uns damit von einem Software- zu einem Hardware-Start-Up entwickelt. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass man nach komplett anderen Spielregeln spielt. Ein großes Problem war dabei durchgehend die Finanzierung. Die Entwicklung von Hardware ist sehr kapitalintensiv, weshalb wir in den letzten Jahren sehr häufig gebootstrapped haben. Das bedeutet, dass wir immer wieder klein angefangen haben, eigene Ressourcen reingesteckt haben, Förderungen bekommen haben und somit Stück für Stück weitergekommen sind. Andererseits war für uns ein gutes Netzwerk in der Tech-Branche immer sehr wichtig. Durch icons hatten wir dabei einen klaren Vorteil. Wir haben sehr viel mit Experten aus der Branche gesprochen, was bei der Entwicklung von Hardware das A und O ist. Man muss immer direkt mit dem Markt im Austausch bleiben, damit am Ende das Produkt und der Markt auch zusammenpassen.
Gerade für Start-Ups ist Funding ein riesen Thema. Du hast bereits von Förderung gesprochen, welche Erfahrungen habt ihr bei der Finanzierung von Silana gemacht?
Wie bereits erwähnt haben wir am Anfang sehr viel gebootstrapped, wobei es ganze zwei Jahre gebraucht hat, bis wir die erste Förderung in der Tasche hatten. Im Februar letzten Jahres haben wir schließlich unsere erste Zusage bekommen und damit ist die Reise richtig losgegangen. Insgesamt haben wir seitdem Kapital von rund 500.000 € beschaffen können, zu einem großen Teil durch öffentliche Förderungen.
Welche Rolle hat icons für euch von der Idee bis zur Umsetzung gespielt?
Viele, die icons kennenlernen, sehen den Verein als eine High-Performance Gruppe, in der es nur um Karriere geht.Was man dabei aber vergisst ist, dass bei icons enge Freundschaften zwischen smarten Leuten entstehen. Diese Freundschaft ist im Sinne des Founder-Teams extrem wichtig. Wir hatten vorher schon bei einigen icons-Projekten in einem ziemlichen High-Pace-Environment zusammengearbeitet. Dadurch lernt man, wie man effizient arbeitet, aber auch wie man sich gut verkauft. Man lernt außerdem sehr viel über die andere Person und weiß, wie man selbst in Stress-Situationen miteinander arbeiten kann.
icons hat für uns eine sehr wichtige Rolle gespielt, da wir uns dort kennengelernt haben und daraus eine unglaubliche Freundschaft entstanden ist. Gleichzeitig hat uns icons auch eine Plattform geboten. Durch die After-DiMee Kultur hatten wir die Möglichkeit, nach unserem wöchentlichen Update-Meeting mit Alumni zu sprechen, die gerade gegründet oder einen etwas abwegigeren Karriereweg eingeschlagen haben.So hat man sich als Gruppe gefunden, einen großen Traum gehabt und Leute um sich, die ähnliche Träume haben und diese vielleicht sogar schon erreicht haben. Das motiviert sehr.
Was war bisher eure größte Challenge mit Silana?
Einerseits waren es die finanziellen Herausforderungen, von denen ich vorher bereits erzählt habe. Es gab aber eine weitere Herausforderung, über die wir eigentlich kaum sprechen: Wir wollten einen Roboter für eine riesengroße Branche entwickeln, woran zahlreiche vor uns bereits gescheitert sind. Dementsprechend war das technologische Risiko bei uns absurd viel höher als das finanzielle Risiko.
Wie geht es weiter für euch? Was sind eure Visionen?
Für das kommende Jahr steht die Fertigstellung und Weiterentwicklung unseres Prototypen an. Im März 2023 sollen außerdem unsere silana-Tank-Tops auf den Markt kommen. Ein großer Meilenstein für uns ist auch, dass wir gerade zum ersten Mal Leute einstellen. Das Highlight auf der Entwickler-Seite ist aber sicherlich unsere Patentanmeldung im März. Wir möchten sechs Patente für unsere Technologie anmelden, was kostspielig, aber strategisch sehr wichtig für uns ist.
Anton Wohlgemuth und Michael Mayr mit einem Prototypen
Zum Abschluss haben wir noch eine besondere Frage an dich: Was ist dein Tipp für junge Studierende mit großen Zielen?
Man sollte sich am Ende eines jeden Tages, jeder Woche fragen: „Wenn ich die letzten 24 Stunden bzw. sieben Tage reproduzieren und immer wieder leben würde, würde ich dann meine Ziele erreichen? Wäre das ein Leben, das ich gerne leben wollte?“ Das hat mir immer wieder sehr geholfen, vor allem im Studium, wenn man hart für eine Prüfung lernt und dabei alles andere vernachlässigt. Ohne Balance wird man auf lange Sicht nicht glücklich werden.